11. Dezember 2021

Es gibt so manche Ausstellungen, die uns innerhalb der letzten 30 Jahre eindrücklich in Erinnerung geblieben sind. Eine davon ist sicherlich die Ausstellung von C.F. Zwingenberg aus Angelbachtal mit dem unscheinbaren Titel "100 Bilder" vom 18. April bis 9. Mai 1999. Wir wussten selbst nicht so recht, was uns erwartete. Bei uns beworben hatte sich der Künstler mit einem vollkommen anderen Ausstellungskonzept, das er einige Wochen vor der Eröffnung über den Haufen warf. Nun also 100 Bilder – und der Ausstellungstitel war Programm!
Zum Ausstellungsaufbau am Samstagnachmittag vor der Eröffnung lieferte er 100 identische Bilder an – alle im gleichen Format, alle mit demselben Motiv – teils noch farbfrisch, da bis zum letzten Augenblick daran gearbeitet wurde. Da waren wir erst mal perplex! Und nicht anders erging es den Ausstellungsbesuchern...bis uns die Einführung des Kunsthistorikers Dr. Konrad Dussel über die interpretative Beliebigkeit von Bedeutungsebenen aufklärte (die Einführungsrede ist übrigens auf unserer Homepage abrufbar).
Der Clou lag nämlich in der beliebigen Wahl der Bildtitel des Künstlers, die allesamt zufällig gefundene Satz- und Textkonstruktionen darstellten und keiner tiefgründigen Überlegung entsprangen. Sie sollten den Betrachter verwirren, ihn zum eigenen Nachdenken zwingen. Durch die subjektive Interpretation des Bildtitels ergaben sich beim gleichen Bildmotiv plötzlich ganz andere Assoziationen. Besonders amüsant war das Spiel mit der Bedeutung bei nebeneinander hängenden Bildpaaren wie "Klare Sache" und "Ein Ort der Ratlosigkeit", wie die Presse treffend feststellte und dies gleichsam als Kommentar zur Gemütsverfassung der bildbetrachtenden Rezipienten deutete.
Allein das Erinnern an diese besondere Ausstellung zaubert uns ein subtiles Lächeln ins Gesicht – schee war's... Auf unserer Homepage findet sich übrigens eine kleine Fotostrecke, wie das damals bei uns in der Galerie ausgesehen hat.


© C.F. Zwingenberg: Gehorsame Helden, 1999